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09.10.2019: Auf einen Kaffee ins Milchhäusle

Das neue Café Milchhäusle ist aus einer Liaison der Initiative Alter Farrenstall und der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft entstanden.

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Karin Woyta und Werner Stepanek haben gemeinsam die Konzeption für das Café Milchhäusle in Faurndau erarbeitet.

Foto: /Horst Rudel

Göppingen - Das kleine Milchhäusle im Göppinger Stadtteil Faurndau kommt jetzt groß raus: Dort ist ein modernes Café mit Kuchen, Torten und Vesper in Biolandqualität in der Ortsmitte entstanden. Auf zwei Ebenen kann geschmaust werden, während im Alten Farrenstall gleich nebenan genügend Platz vorhanden ist für Feste und Tagungen aller­ Art. Möglich wurde das Projekt, das langzeitarbeitslose Menschen in Lohn und Brot bringt, durch die Zusammenarbeit von Kommune, der Initiative Alter Farren­stall und der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft (Sab).

Eine Liaison zwischen Verein und Sab

Es schmerze schon, denn „wir geben ja unser Kind her“, erläutert Werner Stepanek vom Verein Alter Farrenstall. „Wir passen aber hervorragend zusammen, weil beide Partner die Gemeinnützigkeit zum Ziel haben“, beschreibt der Vorsitzende die aus Altersgründen eingegangene neue Liaison zwischen dem Verein und der Sab. Und im nächsten Atemzug lobt der Galerist und Bildhauer die Zusammenarbeit mit der Stadt Göppingen, die die Sanierung des Michhäusles mit Investitionen von rund 174 000 Euro großzügig finanziert habe.

Neues Leben zieht in den alten Ortskern

Während am Hirschplatz die Geschäfte und Gasthäuser schlössen, solle mit Hilfe des Cafés neues Leben in die alte Ortsmitte nahe der berühmten Stiftskirche einziehen und den Menschen einen Treffpunkt bieten, so Stepanek. Schon mit der preisgekrönten Sanierung des Farrenstalls zielten er und seine Mitstreiter auf den Erhalt des historischen Ortsbildes ab.

Und so ist die steile Karriere des kleinen Milchhäusles, das später als Autowerkstatt und anschließend als Wohnung genutzt wurde, in Gang gekommen. Eigentlich sollte das schmale Haus, das sich an den prächtigen Alten Farrenstall schmiegt, nur als Stuhllager und Stauraum für den großen Bruder dienen. Doch im Lauf der Planung kam der Wunsch auf, dort eine Dorfbar einzubauen. Weil sich aber die Initiative Alter Farrenstall nicht in der Lage sah, das Projekt allein zu schultern und einen Betreiber suchte, wurde die Idee vom Gastrobetrieb weiterentwickelt.

Viele Frauen verdienen bei der Sab ihr erstes eigenes Geld

„Gastronomie passt gut zu uns. Da steckt viel Handarbeit drin, und wir können dort unsere eigenen Produkte vom Waldeckhof vermarkten“, erklärt Karin Woyta. Die Sab-Geschäftsführerin trägt die Verantwortung für den Bauernhof Waldeckhof in Göppingen-Jebenhausen und für inzwischen drei gastronomische Betriebe. Die Gastronomie und die artverwandten Berufe rund um die Hauswirtschaft böten vor allem Frauen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht zum Zug kämen, eine sinnvolle Tätigkeit. Neben Langzeitarbeitslosen und Menschen mit psychischen Erkrankungen biete die Sab auch Geflüchteten Arbeit, zählt Woyta auf: „Bei uns verdienen viele Flüchtlingsfrauen ihr erstes eigenes Geld.“

Die Partner träumen von einem Tanz- und Trausaal

Nur in Verbindung mit dem Alten Farrenstall könne ihr gemeinnütziges Unternehmen das Café Milchhäusle betreiben: „Ich setze auf die Synergieeffekte, denn im Farrenstall können wir eigene Tagungen und Seminare anbieten.“ Die großzügigen Räume in dem denkmalgeschützten Gebäude­ eigneten sich dafür besser als die auf dem Waldeckhof in Jebenhausen. „Wir haben sogar einen Tanzsaal“, beschreibt Woyta den neu sanierten Multifunktionsraum im Dachgeschoss des Farrenstalls. Und Stepanek träumt davon, dass hier eines Tages auch Paare getraut werden können.

Für Veranstaltungen werde temporär viel Personal für Catering und Reinigung benötigt, erklärt Woyta. Dafür sei die Sab gut aufgestellt und könne jederzeit auf die Servicekräfte aus ihrem hauswirtschaftlichen Bereich zurückgreifen.

Ein Ort für Konzerte, Märkte und Feste

Die Initiative Alter Farrenstall hat das denkmalgeschützte gleichnamige Gebäude in Erbpacht von der Stadt Göppingen übernommen und zu einem Veranstaltungsort entwickelt. Die Sanierung­ des Farrenstalls finanzierte­ der Verein mit Zuschüssen von Landesdenkmalamt, Landesdenkmalstiftung, der Stadt Göppingen, Spenden und Eigenleistungen. Die Restschuld des 140 Mitglieder zählenden Vereins wurde durch Darlehen der Kreissparkasse Göppingen abgedeckt. Einnahmen generiert der Verein mit Veranstaltungen wie Floh- und , Weihnachtsmärkten, Kleinkunst- und Konzertabenden sowie einer lebenden Weihnachtskrippe. Außerdem werden die Räume für private Feste vermietet.

Der Verein bleibt Pächter der Stadt und damit Hausherr im Farren­stall. Das Vermietungsgeschäft und den Betrieb des Café Milchhäusle übernimmt die Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft (Sab).

Die gemeinnützige Gesellschaft Sab bietet rund 200 Arbeitsplätze auf dem landwirtschaftlich genutzten Göppinger Waldeckhof mit Hofladen, Café und Käserei sowie im Lokal Suppentöpfle in der Innenstadt. Dazu kommen ein Cateringteam­, eine Näh- und Bügelstube, eine Fahrradwerkstatt in Geislingen und Qualifizierungsangebote.

Das Café Milchhäusle ist sonntags bis freitags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Am Mittwoch ist Ruhetag.

Quelle:Stuttgarter Zeitung
Text:Corinna Meinke